Weder Milch noch Benzin

Weder Milch noch Benzin - Man kann es weder trinken noch damit sein Auto betanken

Manchmal begegne ich dem Begriff „faule Kompromisse“, die allein aus dem Streben nach Einigung entstehen und weder das eine noch das andere wirklich erfüllen. Da „weder Fisch noch Fleisch“ nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass etwas ungenießbar ist, habe ich prinzipiell nichts gegen solche Kompromisse.

Jedoch stoße ich immer wieder auf „Kompromisse“, die ausschließlich die negativen Aspekte zweier Komponenten vereinen und somit ihre positiven Eigenschaften verlieren. Diese Kompromisse bezeichne ich gerne als „Weder Milch noch Benzin„, da sie weder getrunken noch zur Kraftstoffversorgung von Fahrzeugen verwendet werden können.

Ein treffendes Beispiel hierfür sind vermeintlich eingesparte Kosten beim Kauf eines neuen Computers, nur um Jahre später festzustellen, dass man versucht, ihn kostengünstig aufzurüsten. Oft geschieht dies durch den Kauf teurerer, letztlich jedoch veralteter RAM- oder Grafikkarten-Technologie, die bereits zum Zeitpunkt des ursprünglichen Kaufs existierte.

Trotz der Investition in größeren RAM oder eine verbesserte Grafikkarte, entgeht man nicht den unvermeidlichen „weder Milch noch Benzin“ Kompromissen, die damit einhergehen. Selbst wenn diese Komponenten eine höhere Leistung bieten können, basieren sie dennoch auf veralteter Technologie. Dadurch entgehen einem zwangsläufig die Vorteile neuer CPU-Funktionen und anderer moderner Technologien, die möglicherweise von neuen Betriebssystemen oder anderen Softwareanwendungen erwartet werden.

Die Realität ist, dass trotz dieser Bemühungen um Aufrüstung der Computer letztendlich veraltet bleibt und am Ende oft sogar mehr kostet als ein vollständig neuer Computer. Hätte man von Anfang an etwas mehr Geld in einen neuen Rechner investiert, könnte man nicht nur viel Zeit und Ärger sparen, sondern letztlich auch Geld.

Ein weiteres konkretes Beispiel wäre die Renovierung und Modernisierung alter Schulgebäude im Bildungswesen. Oft werden ältere Schulen renoviert, um den heutigen Standards gerecht zu werden, anstatt neue, effizientere Schulgebäude zu errichten. Dies kann zu Problemen wie begrenzter Raumausnutzung, ineffizienter Energieverwendung und technologischen Einschränkungen führen. Einige Schulen könnten von Grund auf neu geplant und gebaut werden, um den Bedürfnissen der Schüler und Lehrkräfte besser gerecht zu werden, anstatt alte Strukturen zu modernisieren.

Einige positive Gegenbeispiele sind:

  • In einigen afrikanischen Ländern, aber auch anderswo, wurden direkt in GSM- und LTE-Technologien investiert, anstatt Telefonkabel zu verlegen. GSM- und LTE-Telefonmasten wurden installiert.
  • In China wurde in die Forschung von Akkutechnologien investiert und anschließend in die Entwicklung von Elektroautos, anstatt die Benzin- oder Dieselmotortechnologien auf das Niveau deutscher Autos zu bringen.
  • Die Strecke zwischen Paris und Lyon in Frankreich, eine der ersten Hochgeschwindigkeitsstrecken Europas, wurde in den 1980er Jahren modernisiert, um den TGV (Train à Grande Vitesse) mit Geschwindigkeiten von über 300 km/h zu ermöglichen.