Ältere Mitarbeiter, die die gesamte Geschichte unserer Produkte von Anfang an nicht nur miterlebt, sondern mitgestaltet haben, sind von unschätzbarem Wert für die Unternehmens- und Produktkultur sowie für die Bewahrung von Wissen und Erfahrung. Ihr Fehlen könnte Lücken hinterlassen, die hohe Kosten verursachen.
Um technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben und moderne Konzepte, Paradigmen und Innovationen nicht zu verpassen, ist es unabdingbar, regelmäßig neue junge Mitarbeiter einzustellen, insbesondere im Bereich der Informationstechnologie. Ein Paradebeispiel hierfür ist die dynamische Interaktion zwischen der Smartphone-Generation, die der Wählscheibentelefon-Generation bei der Nutzung von Apps und der Navigation durch Einstellungen hilft.
Im Jahr 2009 musste der neue CEO eines Unternehmens, für das ich damals tätig war, den Kunden erklären, warum die Spiele in 16-Bit-C geschrieben wurden und warum nach 8 Jahren Windows XP immer noch MS-DOS 7 als Betriebssystem erforderlich war. Obwohl das Unternehmen über mehr als 30 Softwareentwickler verfügte, begann es erst 2010, ein Versionsverwaltungssystem (Subversion) einzuführen. Zusätzlich wurde die Unternehmensstrategie hinsichtlich des Schutzes vor Code-Diebstahl und Reverse-Engineering nach 15 Jahren von einem absoluten Verbot von Code-Kommentaren („Security by Obscurity“) zu einer Kommentarpflicht für jede Funktion und jede Code-Datei umgestellt.
Diese Modernisierungen kamen jedoch zu spät, da bereits seit Jahren 13 externe Softwarehäuser Spiele für meinen damaligen Arbeitgeber programmiert hatten. Dies lag daran, dass das Unternehmen den Anforderungen und Bestellungen nicht gewachsen war, was zu enormen Kosten durch externe Dienstleister führte. Interessanterweise begann ich meine Tätigkeit dort im Jahr 2007, und obwohl ich bereits 2002 an der JKU Linz das Konzept des Unit-Testings gelernt hatte, hatte das Unternehmen nie davon Gebrauch gemacht, obwohl einige wenige Softwareprojekte teilweise in C++ und nach objektorientierten Prinzipien entwickelt wurden.
In solchen Situationen drückt das persische Sprichwort „نوشدارو بعد از مرگه سهراب“ („Medikation erst nach Sohrabs Tod“) treffend aus, dass manchmal die Rettung zu spät kommt.
Die scheinbaren Kosteneinsparungen, die entweder für ein einzelnes Produkt oder aufgrund vorübergehender wirtschaftlicher Schwierigkeiten getroffen werden, potenzieren sich nicht nur miteinander, sondern auch im Laufe der Zeit und erweisen sich stets als Bumerang. Wer Zweifel hegt, braucht sich nur die Geschichte von Unternehmen wie Kodak anzusehen, oder den aktuellen Fall von Boeing 737 Max zu betrachten, oder einfach zu recherchieren, welche Stundensätze für Fortran-, Cobol- oder Algol-Programmierer üblich sind (Ja! Es gibt tatsächlich Ämter wie IRS – das US-Finanzamt – und Firmen die immer noch Teilweise von solche Keilschrift-Programmiersprachen abhängig sind).
Fun Fact 1: Ein Mitarbeiter von Kodak hatte bereits im Jahr 1972 eine voll funktionsfähige Digitalkamera entwickelt und patentiert. Jedoch verweigerten die Manager von Kodak jegliche Anerkennung und untersagten dem Erfinder sogar, darüber zu sprechen. In den 1990er Jahren wurden sie schließlich von der Konkurrenz überholt, sodass ihre einst führende Marke in der Fotografie weniger als 1$ wert war. Die NASDAQ erwog sogar, sie aufgrund ihrer geringen Börsenbewertung aus dem Handel zu entfernen, was einem sogenannten „Penny Stock“ gleichkam.
Fun Fact 2: Boeing hat aufgrund des Konkurrenzdrucks durch Airbus immer wieder entschieden, die 737 lediglich anzupassen, anstatt sie von Grund auf zu erneuern. Doch wie man weiß, kann man mit alten Steinen kein neues Haus bauen – eine Erkenntnis, die sie spätestens kürzlich einholte. Der Ruf des Unternehmens ist beschädigt, die Marke ruiniert und das Vertrauen von Fluggesellschaften, Versicherungen und Passagieren ist dahin.