Kein Strom! Alles aufgetaut!
An einem Freitag kam ich später als gewöhnlich von der Arbeit nach Hause und stellte überrascht fest, dass sich das Licht im Vorraum nicht einschalten ließ. Ich überprüfte den Sicherungskasten – alle FI-Schalter (Fehlerstromschutzschalter) waren oben. Verwundert versuchte ich, das Licht in der Küche ein- und auszuschalten, doch auch dort blieb es dunkel. Dann bemerkte ich Wasser auf dem Küchenboden, das offenbar aus dem Gefrierfach des Kühlschranks tropfte. Als ich die Tür öffnete, war alles aufgetaut.
Ein Smartmeter ohne Strom
Verärgert ging ich in den Keller, um den Zustand meines Smartmeters (digitaler Stromzähler mit Internetanbindung) zu überprüfen – der Strom war abgeschaltet.
Der Stromlieferant
Ich rief meinen Stromlieferanten „Go-Green-Energy“ an. Sie erklärten mir, dass sie weiterhin Strom liefern würden, und verwiesen mich an den Netzbetreiber „Netz Oberösterreich GmbH“.
Ein Router ohne Strom = kein Internetzugang
Da ich ohne Strom auch kein Internet hatte, fuhr ich mit meinem Laptop zu meinen Eltern, um online zu recherchieren. Nach längerem Suchen fand ich schließlich die versteckte Telefonnummer des Netzbetreibers und rief dort an.
Ein Brief und drei Mahnungen, die nie ankamen
Der Sachbearbeiter erklärte mir, dass sie seit Monaten die Stromkosten nicht mehr per SEPA-Lastschrift abbuchen konnten. Daher hatten sie mir zunächst einen Brief geschickt. Weil ich darauf nicht reagierte, folgten drei Mahnungen, die per Post (RS-A oder RS-B?) versendet wurden. Alle Briefe kamen offenbar nicht bei mir an. Kurioserweise war mein Konto stets gedeckt.
Man zahlt, weil man keine andere Wahl hat
Um den Strom schnellstmöglich wiederherzustellen, beglich ich über meine Banking-App die ausstehenden Gebühren samt Mahnkosten von 50 Euro.
„Sie vergeuden Ihre Zeit! Ich kann Ihnen leider nicht helfen.“
Auf der Suche nach einer Erklärung ging ich zur Postfiliale, um herauszufinden, warum die Briefe nie bei mir ankamen und auch keine gelben Benachrichtigungszettel hinterlassen wurden. Wochen später gab man mir eine Telefonnummer, an die ich mich wenden sollte.
Nach mehreren Weiterleitungen und unzähligen Wiederholungen meiner Geschichte landete ich laut der letzten Ansprechpartnerin auf „höchster Ebene“. Nach einer kurzen Recherche in ihrer Datenbank erklärte sie, dass alle Briefe als „Nicht zustellbar“ markiert und retourniert wurden. Warum? Das konnte sie mir nicht sagen. Ihr abschließender Kommentar: „Sie vergeuden Ihre Zeit. Ich kann Ihnen leider nicht helfen.“
Die Türklingel der tauben Nachbarin
Einige Monate nach diesem Vorfall rief mich meine Mutter an, weil ich angeblich nicht auf ihr Klingeln reagierte. Ich war überrascht, ging zur Wohnungstür und bat sie, erneut zu läuten. Doch meine Gegensprechanlage blieb still.
Als sie weiterklingelte, hörte ich plötzlich das Läuten – aus der Wohnung meiner tauben Nachbarin unter mir.
Der Elektriker und die vertauschten Türklingeln
Ich stellte fest, dass die Klingeln nach einer Fassadenrenovierung 2016/2017 vertauscht worden waren. Nach vier Anrufen und ebenso vielen Besuchen eines Elektrikers wurde das Problem schließlich behoben – mehrere Monate später.
Der Grund für die gescheiterte SEPA-Lastschrift
Schließlich fand ich heraus, warum der automatische Bankeinzug nicht funktionierte: Meine Bank, die Easybank, war von der BAWAG übernommen worden. Dabei hatte sich die BIC-Nummer geändert.
Aber es war doch eine Inlandsüberweisung!
Die BIC wird nur für grenzüberschreitende Überweisungen benötigt, nicht für Zahlungen innerhalb Österreichs. Da die IBAN unverändert blieb, hätte der Bankeinzug weiterhin funktionieren sollen. Offenbar war die Software des Netzbetreibers nicht darauf ausgelegt, dies zu ignorieren.
Warum wurde ich nicht informiert?
Zwar hatte die Bank eine SMS geschickt, in der stand: „Sie haben eine Nachricht in Ihrem Konto. Bitte loggen Sie sich ein, um diese zu lesen.“ Da jedoch alle Nachrichten dieser Art denselben Standardtext hatten, übersah ich sie.
Wichtige Informationen gehen im Meer der Belanglosigkeiten unter
Hätte die Nachricht einen konkreten Hinweis enthalten, etwa: „Unsere BIC hat sich geändert. Bitte überprüfen Sie Ihre SEPA-Einstellungen!“, wäre mir der Fehler sicher früher aufgefallen.
Fazit
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie fragil eine zunehmend automatisierte und vernetzte Welt sein kann. Wenn selbst auf höchster Ebene niemand Verantwortung übernimmt und Menschen für die Fehler anderer bestraft werden, stimmt etwas grundsätzlich nicht.
Diese Geschichte ist mir 1:1 (eins-zu-eins), genauso passiert.
- Lückenhafte Software mit falsches Verhalten, die die reale Welt (von BIC und IBAN) nicht entsprach (Software-Design-Fehler)
- Billigste Elektro-Firma, wegen die ich unverschuldet 50€ Mahnung zahlen müsste
- Der schnellste Elektriker und seine Never-Ending-Baustelle, die er noch 4 Mal besuchen und nachbessern müsste, nur weil er keine Zeit für „überflüssige Tests“ verschwenden wollte
- Der Faule Postler, der es weder schaffte zum ersten Stockwerk zu gehen um an meiner Tür zu klopfen, noch ein gelbes Formular ausfüllen und in meinm Postkasten zu werfen
- Der verantwortliche Post-Angestellter auf höchste ebene, der mir keine Antwort geben konnte und sich auch nicht schämte mir zu sagen, dass sie Ahnungslos sind und kein Überblick mehr haben
- Eine „moderne Online-Bank“ ohne physische Filialen, die mit dem gleichen SMS-Inhalt meinem Handy zumüllten (SMS-SPAM). Auch bei sehr wichtige Nachrichten.
Wie wunderbar wird es werden, wenn sich IoT und Home-Automation sowie KIs übers Internet mit Smarte Haushaltsgeräte unterhalten und … (Raum für eure Fantasie)