Hallo und Willkommen!
Ich bin Pedi (Didi), ein Techniker durch und durch: ein Computer-Nerd, ein Code-Junkie, ein Automatisierungs-Enthusiast und Optimierungsfanatiker. Ich liebe es, Code zu schreiben und Probleme zu lösen. Rekursives und fraktales Denken sowie Entwerfen sind meine Leidenschaft.
Als Techniker sehe ich es als meine Pflicht:
- den Weg zu weisen, wenn ein Weg existiert,
- einen Weg zu bauen, wo keiner existiert,
- und einen Umweg zu suchen oder zu erschaffen, wo es keinen Weg gibt oder einer nicht gebaut werden kann.
Woher kam meine Leidenschaft für die Technik und Computer?

Kurz gesagt: von meinen Eltern. Sie lernten sich beim iranischen Rundfunk in den 70er-Jahren kennen. Meine Mutter führte dort Regie, und mein Vater war als Elektronik-Ingenieur für die Instandhaltung und Reparatur von Geräten zuständig.


Mein Vater war dort (Radio) der Techniker. Er war als Elektronik Ing. für die Instandhaltung und Reparatur von Geräten zuständig. Später (gegen Ende der 70er) wechselte mein Vater zur „National Iranian Oil Company“, wo er für Präzisionsinstrumente und die Schulung der Kollegen in Elektronik verantwortlich war.



Als kleines Kind zerlegte ich aus Neugier jedes batteriebetriebene Spielzeug, das sich bewegte, vor allem Eisenbahn-Lokomotiven. Später, mit 4 oder 5 Jahren, entdeckte ich die Werkzeuge meines Vaters. Zuerst dienten die Inbusschlüssel (Sechskantschlüssel) als Cowboy-Pistolen. Später, mit 6 oder 7 Jahren, ersetzte ich diese durch die Lötpistole. Die Werkstatt meines Vaters war ein Universum voller magischer DC-Motoren aus Kassettenrekordern und Projektoren, kleinen Lampen, Relais, LEDs und VU-Metern. Durch Herumprobieren entdeckte ich, dass sich der Zeiger des VU-Meters bewegte, wenn ich die Motorwelle drehte… Später baute mein Vater mit mir eine Sirene. Nun wollte ich, wie mein Vater, Elektroniker werden.
1980, zu Beginn des achtjährigen Iran-Irak-Krieges, zeigte mir mein Vater eine Seite in einem Magazin („Daily Electronic“ aus Großbritannien, welches er monatlich erhielt) das erste „Computerspiel“ in meinem Leben: „Lunar Landing“ oder „Moon Landing“, so hieß es, glaube ich. Der Artikel war ein „Do It Yourself“ mit Elektronik-Schaltplan, Liste der benötigten Bauelemente, Formeln, Tabellen und drei Bildschirmfotos, die zeigten, wie das Spiel zu spielen sei. Wegen Krieg und Sanktionen, aber auch Sicherheitsbedenken der Regierungsorgane, konnte mein Vater die wichtigsten Bauteile leider nicht auftreiben (vor allem den Quarz für den Taktgenerator und die ICs). Alles andere war wie im Magazin beschrieben bereits auf der Streifenraster-PCB fertig verlötet. Meine Enttäuschung war endlos. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut…
Danach, ebenfalls 1980, als wir einmal zu Verwandten in eine andere Stadt geflüchtet waren, um den Bombardierungen zu entgehen (was mindestens dreimal pro Jahr geschah, ca. einmal pro Trimester quasi, acht Jahre lang), waren einige andere Verwandte auch dort. Wir waren etwa 10-15 Kinder, und es war mitten im heißen Sommer (45°C und mehr). Da es viel zu heiß war, um draußen zu spielen, schloss unser Gastgeber die „Pong“-Konsole (ein Coleco Telstar Regent) an den TV an… Wir waren begeistert, beschäftigt und… ruhiggestellt.
Irgendwann, so um 1984/85 herum, kam ein junger Mann aus Japan zurück. Er hatte zwei Atari 2600 Konsolen plus ein paar Spiel-Cartridges aus Japan mitgebracht, darunter das Spiel „River Raid„. Er hatte sich ein leeres Geschäft in einer Passage in unserer Nähe gemietet und die Konsolen jeweils an einen TV angeschlossen… DIE erste Computerspielhalle in meinem Geburtsort (Ahwaz/Ahvaz) war geboren. Er musste keine Werbung machen. Im Fernsehen gab es ja nur zwei Kanäle, die ständig über den Krieg berichteten, alte Männer mit Turbanen auf dem Kopf, die wirres Zeug von sich gaben, Kriegs- und „islamische“ Revolutionspropaganda. Schachspiel, Billard, Kartenspiele, Tanzen, Musik (auch traditionelle) und vieles mehr waren verboten. Das Ziel war klar: junge Männer (ca. 15-Jährige und darüber) sollten nichts als Glaube, Krieg und Märtyrertum im Kopf haben. Und einmal pro Woche, immer freitags um 12:00 Uhr, gab es einen Spielfilm, meistens schwarz-weiß, meistens Samurai-Filme, meist Wiederholungen (vier bis fünf Wiederholungen pro Jahr waren nicht unüblich). Diese Schwarz-Weiß-Samurai-Filme waren derart zensiert (von 90 Minuten teilweise auf 60 oder ca. 40 Minuten reduziert), dass die „Geschichten“, „Dialoge“ und die „Handlungen“ abhandenkamen oder gar keinen Sinn ergaben. Vor dem Spielfilm gab es einen Zeichentrickfilm. Als Kinder liebten wir den Freitag (1. Feiertag, 2. schulfrei, 3. Cartoon und 4. Kinofilm, 5. deftiges Mittagessen oder Grillerei und Verwandtenbesuche). Wir zahlten einen geringen Betrag (nach heutigem Maßstab z.B. €0,50) und durften, solange wir gewannen, spielen (was ich nie schaffte), sonst kam der Nächste dran.
Als ich einmal in der Warteschlange wartete, um River Raid zu spielen, hörte ich, wie zwei etwa 20-Jährige darüber spekulierten, ob es nicht möglich wäre, die Spielsteckmodule aufzumachen und ein paar Drähte zu vertauschen, um so ein neues Spiel zu „erfinden“. Da dachte ich mir: „Die haben überhaupt keine Ahnung von Elektronik. Als ob das Ganze eine einfache Herumprobiererei mit Drähten wäre! Tsss!“ Wie konnte jedoch eine seelenlose, tote Materie, ein paar Transistoren, Widerstände und Kondensatoren sich so intelligent verhalten? Wie konnte dieses Ding wissen, dass das weiße Flugzeug mit dem von mir gesteuerten Flugzeug kollidierte? Wie konnte dieses Ding erkennen, dass ich gegen den Berg gekracht bin? Diese und ähnliche Fragen ließen mich für eine sehr lange Zeit nicht los.
Nach etwa einem Monat nach der Eröffnung der Spielhalle überfielen die „Bassiji„-Soldaten den Laden, nahmen ihm die Ataris, Spiele, Joysticks und TVs weg… Weil es angeblich ein Glücksspiel und somit „anti-islamisch“ und „anti-revolutionär“ war und die Jugendlichen „verführte“ und vom „rechten Weg“ abbrachte… Die geraubten (hier wäre „beschlagnahmten“ das falsche Wort) Dinge haben sie natürlich bei sich zu Hause gehabt. So viel zu deren „höheren“ Werten, Idealen, Zielen und Moral.
1988 kamen wir nach Österreich.
1988/89 suchte ich in Altpapiercontainern nach Computermagazinen und brachte sie nach Hause. Ich blätterte in ihnen herum, schaute mir die Bilder an und verstand nichts, da die Texte auf Deutsch waren. Meiner Mutter war das aufgefallen und sie begann, das wenige Geld, das sie stundenweise als Tellerwäscherin verdiente, für mich zu sparen. Dafür verzichtete sie sogar bei Minustemperaturen auf die Busfahrt, um das Fahrscheingeld für mich und meine zwei Brüder zu sparen.
Im Sommer 1989 gingen mein Vater und ich zum Hartlauer in Vöcklabruck, mit dem Geld, das meine Mutter gespart hatte, und sie kauften mir ein Heimcomputer-Set: einen Commodore 64 (C64) mit einem Steckmodul, das drei Spiele enthielt, und einem Datasette. Ein Handbuch war auch dabei. Allerdings verstand ich kein Wort davon, weil es auf Deutsch war. Nun spielte ich Tag und Nacht Schach gegen den C64. Ich hatte gegen diese seelenlose, tote Maschine keine Chance. Dieses Ding war für mich wie Magie und Zauberei. Wie konnte der Computer denken? Wie konnte er besser Schach spielen als ich? Um das Mysterium zu lüften, fing ich an, statt zu spielen, mit dem C64 zu „kommunizieren“, indem ich in der Konsole folgende Dinge schrieb und die Enter-Taste drückte:

> if I say to you hello then you have to say me hello
oder
> say hello to me
!
> 1 + 1 = ?
…
Das Ergebnis war immer das Gleiche:?SYNTAX ERROR
READY
😭

Dieser dumme Computer! Dachte ich mir.
Mein Vater war einer der Ersten im Iran, die Programmierung von 8086 in Maschinensprache (Buchstabensuppe wie z.B. „C0 FF EE BA BE…
„) gelernt hatten.
Er sagte mir: „So kommst du nicht weiter! Ein Mikroprozessor versteht keine Menschensprache.„
Ein Flüchtling aus dem ehemaligen Ostblock war Diplom-Ingenieur in Informatik. Ich zeigte ihm das Buch und stellte ihm ein paar Fragen. Leider konnte auch er meine Fragen nicht beantworten, da er keine Kenntnisse über den C64 und dessen Programmiersprache „Basic“ hatte. Der Deutschlehrer meiner Eltern war aus der DDR und benutzte einen Computer bei der Arbeit. Auch er konnte mir nicht helfen.
Ich sah ein, dass ich mit Herumprobieren nicht weiterkommen würde, und begann, das Handbuch zu lesen. Da ich die deutschen Texte nicht verstand, begann ich, die Programme (Listings) abzutippen. Und siehe da! Heureka! Es tat etwas „Sinnvolles“. Nun begann ich, mit dem Code zu spielen. Mal erhöhte ich eine Konstante von 1 auf 2, mal setzte ich ein Minus davor, und so weiter. Langsam verstand ich (besser gesagt, ich hatte eine Ahnung davon), wie man einem Computer Dinge „beibringen“ könnte.
Nun war ich in der Lage, einfache Programme zu schreiben, die mir nützlich waren. Vor allem schrieb ich stundenlang Programme, die von mir irgendwelche Eingaben wie Radius, Seitenlänge und so weiter erwarteten und mir dann zum Beispiel die Fläche oder den Umfang des Kreises, Quadrats oder Rechtecks berechneten.
Die Mathematik-Aufgaben wurden somit nur noch von meinen Computer-Programmen gelöst. Bei den Schularbeiten stiegen meine Mathematik-Noten auf einmal von Fünf (Nicht genügend) auf Zwei (Gut). Ein Wunder war geschehen. Manche Mitschüler protestierten lautstark, ich hätte geschummelt, weil niemand sich das erklären konnte.
Lange Zeit später (2014) fand ich heraus, warum: Durch das Programmieren und die ständige Beschäftigung mit Formeln, Gleichungen und der Suche nach Lösungswegen hatte ich mein Gehirn „konditioniert“ (in der Sprache der Neurologen: Es wurden sehr viele Synapsen in meinem Gehirn gebildet). Durch die „Spielerei“ mit dem C64 hatte ich Mathematik gelernt.
Während der Hauptschulzeit und dem Polytechnischen Lehrgang (Poly.) gab es, glaube ich, kaum eine Nacht, in der ich nicht von Code und Lösungs-Möglichkeiten für bestimmte Probleme träumte.
Soviel zu meinen ersten Erfahrungen in der „Automatisierung“ bzw. „Digitalisierung“.
Natürlich hätte ich in viel kürzerer Zeit die Mathematik-Aufgaben selbst lösen können… Aber das machte mir damals keinen Spaß, da es zu trocken war und für mich „keinen Sinn“ ergab (die typischen Fragen eines Schülers: „Wozu?“ bzw. „Wozu brauche ich Mathematik?„).

1990 beendete ich die Hauptschule in Timelkam und bewarb mich für die Fachschule. Ich hatte alle Aufgaben richtig beantwortet, bis auf die Deutsch-Aufgaben. Der Direktor gab meinem Vater zu verstehen, dass ich dem Unterricht nicht folgen könnte und dass ich davon nichts hätte, außer der Vergeudung eines Schuljahres. Er gab ihm den Tipp, ich könnte den Polytechnischen Lehrgang (Poly) besuchen, damit sich meine Deutschkenntnisse verbessern. Danach könnte ich den Aufnahmetest erneut ablegen.
Im Poly hatte ich – dank der EDV-Stunden – meine ersten Erfahrungen mit IBM-kompatiblen PCs, DOS und MS Works. Wir bekamen auch Programmierunterricht in Quick Basic (QBasic). Da ich schon Basic vom C64 kannte, wurde ich blitzartig mit QBasic vertraut. QBasic war viel mächtiger und aufregender zu programmieren. Die anderen Schüler mussten lernen, ich durfte einfach programmieren, was ich wollte, da unser Lehrer sah, dass ich sehr motiviert war und bereits fortgeschrittener. Also programmierte ich Melodien, Sirenen und ein Programm, das Linien und geometrische Formen zeichnete und berechnete. Ich bekam die Note 1 (Sehr gut) sowohl in DOS als auch in MS Works und Programmieren.
1991, nach dem Polytechnischen Lehrgang, begann ich meine Lehre als „Elektromechaniker und Maschinenbauer für Starkstrom“ (heute: Mechatronik) in einer Werkstatt. Eigentlich wollte ich Elektronik lernen oder am besten Computer-Programmierung. Eine Lehre in Programmierung oder IT gab es damals nicht.
Obwohl ich schon vor der Lehre das Ohmsche Gesetz, Widerstände und die Bedeutung ihrer Farbcode-Ringe sowie Dioden und Ähnliches kannte und beherrschte, wollte mir niemand eine Lehrstelle im Bereich Elektronik anbieten. Der Grund: mangelnde Deutschkenntnisse.
1992 kaufte ich mir einen sogenannten „Pocket Computer“. Es war ein Sharp PC E500. Für die Übungen in der Berufsschule schrieb ich Programme, die mir die Arbeit erleichterten. Ich gab nur noch die Werte aus den Tabellen ein, und das Programm berechnete mir die Werte, den Schnittpunkt und zeichnete Diagramme dazu. Dann schrieb ich noch ein 2 1/2 D (ein Fake-3D) Programm, das 3D-Pyramiden, Würfel und Ähnliches über die Cursor-Tasten drehte und wendete, ein logisches ASCII-Grafik-Spiel (bei dem man von N Computer-Spielern möglichst lange weglaufen musste), von dem meine Mitschüler begeistert waren (Robert entdeckte tatsächlich eine Methode, um ewig zu spielen, ohne von den PC-Spielern umzingelt oder besetzt zu werden), und ein Kampf-Flugzeug-Spiel (davon war Ivo, der PC-Verkäufer bei Niedermeyer, begeistert, weil man so etwas alles in Basic auf dem E500 programmieren konnte).
1994: Endlich hatte ich genug Geld gespart und konnte nach dem Führerschein meinen ersten IBM-kompatiblen PC kaufen: einen Packard Bell Spectria, ein All-in-one-PC (Monitor, PC und Lautsprecher waren in einem Gehäuse), mit dem ich gehofft hatte, mehr machen zu können (All-in-one-PCs waren damals noch selten). Er war ausgestattet mit einem Intel 486 DX2, 8 MB RAM, 120 MB Festplatte, Soundkarte, CD-Player und einer 3D-Brille (aus Karton mit roter und blauer Folie statt Glas). Nun konnte ich neben Quick Basic auch Turbo Pascal und Turbo C (beides von Borland) programmieren. Später tauschte ich den CD-Player gegen einen doppelt so schnellen (2x) aus, rüstete den RAM auf 16 MB auf, und DOS 6.x sowie Windows 3.11 wurden durch Windows 95 ersetzt. Dank Windows 95 konnte ich nun auch Visual Basic (VB) programmieren (OOP, Events, Encapsulation, Polymorphismus, Inheritance und systematisches Testen etc. waren mir bis dahin komplett fremd… mein amateurhafter VB-Spaghetti-Code „funktionierte“ für mich).
1997: An einem Wochenende war ich mit meiner damaligen Freundin in unserem Stammlokal. Da kam ein Freund von uns mit einem neuen Freund herein, den wir noch nicht kannten. Sie hatte ihn in der Mensa der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz kennengelernt. Er hieß Rainer. In einem Gespräch mit Rainer fand ich heraus, dass er Informatik studierte. Ab diesem Zeitpunkt wurde er jedes Wochenende, wenn er da war, mit meinen Fragen bombardiert: Was ist ein Pointer? Was ist ein Pointer-Pointer? Warum und wozu…? Wie kann man …? Warum ist … so und so? Irgendwann fragte er mich: „Du, Pedi! Da du dich ja so sehr für Computer-Programmierung interessierst, warum studierst du nicht Informatik?“ Das war der Auslöser für meine Studienberechtigungsprüfung und später für mein Informatik-Studium an der JKU. Er hat mein Leben verändert. Dank ihm konnte ich als Software-Entwickler arbeiten und meiner Leidenschaft nachgehen. Danke, Rainer! Du hast mir Mut gemacht und mir den Weg gezeigt. Danke!
2000 Bundesheer (ET X/00):
Da ich rechtzeitig mit der Studienberechtigungsprüfung beginnen wollte und mein Vater ständig von seinem Dienst in der königlichen Garde seiner Majestät im Iran erzählte, meldete ich mich freiwillig für den Militärdienst bei der Garde in Wien. Dank der Militärbücherei konnte ich während meiner Chargendienste viele Bücher lesen und Wien kennenlernen. 12 Mal ausrücken, ein Mal 4 Stunden lang in der Hofburg hab-acht-stehen. Übrigens, ich bin einen Hals und Kopf größer als Putin (das stellte ich fest, als er mit dem damaligen Bundespräsidenten Dr. Klestil an uns in der Hofburg vorbeiging).

Beim Assistenzeinsatz im Burgenland war ich als Funker tätig. Ich durfte meinen PC, Monitor, Scanner und Drucker mitnehmen. Kaum angekommen, begann ich natürlich sofort, während meiner Dienste am Funkgerät, alles Mögliche zu automatisieren. Alles war gut organisiert, und manch ein (fremder) Offizier, der uns kontrollierte, war sehr begeistert davon, was mit dem Computer alles einfacher oder möglich war. Außerdem durfte ich unseren Geschirrspüler, der uns wirklich viel Arbeit abnahm, wieder zusammenbauen. Ein Kamerad hatte sich eingebildet, er könnte ihn reparieren, weil sein Vater Gas-Wasser-Heizungs-Installateur war, und hatte das Gerät einfach in Einzelteile zerlegt und in diesem Zustand belassen.
Ein paar Mal reparierte ich dort auch die Nachtsichtgeräte, und am letzten Tag spielte ich dank der MP3s auf meinem Computer Musik für die Jungs, die in der Früh vom Zombie-Dienst (12 Stunden) zurückkamen. „In the Army Now“ und „The Final Countdown“ wurden natürlich mehrmals wiederholt. Später erzählten mir einige, sie hätten die ganze Zeit dazu getanzt 😆

2001/2002 Studienberechtigungsprüfung: Damals wohnte ich im kleinsten Studentenheim in Gründberg. Da ich die Prüfung für „Mathematik 3“ (in etwa durchschnittliches Matura-Niveau) absolvieren musste, mir aber die teuren Kurse (bei BFI: Mathematik 1 ≈ 25.000 ÖS, Mathematik 2 ≈ 27.000 ÖS und Mathematik 3 ≈ 28.000 ÖS; bei WIFI waren sie noch teurer!) nicht leisten konnte (mein Netto-Gehalt im Jahr 2000 betrug 1.013 € ≈ 13.000 ÖS), bat ich meine Freunde, die ihre Matura an einer HTL oder einem Gymnasium abgeschlossen hatten, um ihre Mathematik-Bücher.
Ich erstellte mir einen Lehrplan: Im ersten Semester lernte ich Deutsch, Englisch und E-Government, im zweiten Semester Physik 1 und Mathematik 3. Ich saß stundenlang in meinem Zimmer und brachte mir selbst Physik 1 und Mathematik 3 bei. Während des zweiten Semesters der Studienberechtigungsprüfung an der JKU hatte ich Verständnisprobleme bei der Kurvendiskussion. Warum musste ich die Ableitungen f''(x), f'''(x)
und f''''(x)
berechnen? Was waren diese und wozu dienten sie?
Ich fragte meinen Nachbarn Gerhard, einen netten und intelligenten Typen aus dem „Ländle“. Er erklärte mir, dass dies die „Steigung der Steigung, Steigung der Steigung der Steigung und Steigung der Steigung der Steigung der Steigung“ sei. Irgendwie war ich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Es fehlte mir etwas. In meinem Kopf konnte ich mir nichts Visuelles vorstellen. Das war für mich eine echte Hürde, ein großer Fels auf meinem Weg.
Damals wohnte auch eine Physik-Studentin namens Pinar in unserem kleinen Studentenheim. Zu dieser Zeit war sie jedoch dabei, mit ihrem Freund (Sebastian) in ein anderes Studentenheim umzuziehen, und hatte daher sehr viel Stress. Ich bat sie um Hilfe, und obwohl sie viel Stress und keine Zeit hatte, nahm sie sich zwei Stunden für mich. Dank ihrer Hilfe und Erklärungen verstand ich nun die Differentialgleichungen. Aha! Heureka! Der riesige Fels auf meinem Weg hatte sich in Luft aufgelöst. Eine Tür zu neuen Dimensionen öffnete sich für mich. Spätestens ab diesem Zeitpunkt liebte ich die Mathematik. Mathematik war nun keine „Magie“, „Zauberei“ und nichts mehr nur für außergewöhnliche Intelligenzbestien mit einem extra Gehirn im Kopf. Nein, sie war eine faszinierende, schöne Welt an sich, etwas Göttliches, die Systematik des Universums, die Erklärung aller Erklärungen, mit der ich nun einiges in der realen Welt und Technik berechnen und verstehen konnte. Ab dann benötigte ich keine Hilfe mehr. Die Mathematik war selbsterklärend, sehr nützlich und einfach schön. Ohne Pinars Hilfe hätte ich, und da bin ich mir 100%ig sicher, die Prüfung für Mathematik 3 zur Studienberechtigungsprüfung nie geschafft und hätte nie mein Informatik-Studium beginnen können. Sie weigert sich bis heute, diese Tatsache zu akzeptieren 😊
Später, nachdem sie eine sehr lange Zeit in der Forschung gearbeitet hatte – sie erstellte damals Modelle für CERN, um die Sensoren zu bauen, die das sogenannte „Gottes-Teilchen“ (auch X-Teilchen genannt), das Gewicht bzw. die Masse erklären könnte, aufzuzeichnen (oder so ähnlich…) – war sie fünf Jahre lang arbeitslos. FÜNF JAHRE! 😡
Die klügsten Köpfe, höchst gebildete Menschen, die keinen Job fanden… ich ärgere mich heute noch, wenn ich daran denke. Andere Länder rollen den roten Teppich für solche Wissenschaftler aus und stellen ihnen monatlich Blanko-Schecks aus. Bei uns in Österreich müssen sie suchen, warten und bangen. Kein Wunder, dass viele ins Ausland gehen! Das alles angeblich wegen der Renditen-Krise (ich weigere mich, es „Finanz-Krise“ zu nennen). Für PR-Consultants, Werbung und Ähnliches gibt es aber anscheinend immer mehr Geld und Arbeit. Eine verrückte Welt, die ich nicht verstehen will. Danke, Pinar! Du hast einen riesigen Fels auf meinem Weg zu meinem Traum und einem besseren Leben aus dem Weg geräumt. Ohne dich hätte ich es niemals geschafft. Dank deiner Hilfe war ich später in der Lage, anderen zu helfen. Danke dir!
Die Prüfungen legte ich an der JKU ab, da sie dort kostenlos waren, jedoch bei den anderen nicht beliebt, weil sie angeblich viel schwieriger waren als bei BFI oder WIFI. Bei der Prüfung in Physik war ich der Einzige, der sich an der Uni prüfen ließ, und bei der Prüfung in Mathematik war ich einer von zwei. Allerdings ist der Zweite (unentschuldigt) gar nicht erst aufgetaucht.
Das war mein Werdegang bis zum Informatik-Studium an der JKU.