Warum macht ihr das? Wo bleibt der Sinn eures Handelns? Teil 2: Mein TOYOTA Corolla Cross ist eines der gefährlichsten Autos der Welt

Der Traum vom modernen Auto – oder: Warum ich beim Fahren keinen Nerv für Software-Frust habe

Ich dachte, ich tue mir etwas Gutes, indem ich mir ein modernes Auto zulege – eines, das zuverlässig ist (für mich bedeutet das: keine chinesischen Komponenten), mich sicher von A nach B bringt und dank moderner Assistenzsysteme weniger Stress verursacht. Doch was ich stattdessen bekommen habe, ist ein fahrendes Software-Drama, das mich mehr beschäftigt als jede komplizierte Steuererklärung.

Egal, ob ich mit 130 km/h über die Autobahn gleite, mit 30 km/h durch ein Wohngebiet rolle oder im Parkmodus stehe – eines bleibt konstant: Die ständigen Software- und Designfehler des Fahrzeugs lenken mich unaufhörlich ab.

Was zur Hölle interessiert mich das Profil?

Warum glaubt mein Auto, es sei sinnvoll, mich bei Tempo 130 km/h darüber zu informieren, dass mein Fahrerprofil nicht aktualisiert werden konnte? Kein Foto? Kein Problem – ich bin auf der Autobahn unterwegs, nicht auf Instagram!

Navigieren ohne Navigation

Noch ärgerlicher wird es, wenn ich mich in einer fremden Stadt befinde und dringend auf das Navigationssystem angewiesen bin. Gerade funktionierte alles wunderbar – doch plötzlich verkündet das Auto stolz: „Drahtlose Verbindung nicht möglich.“ Und da stehe ich dann. Das Navigationsgerät, das ich gekauft habe, um mich sicher zu leiten, weigert sich, mit meinem Handy zu kommunizieren (obwohl er mein Handy dazu überhaupt nicht benötigt, weil das Navi autark ist und eigenes GPS etc. besitzt).

App-Updates und versteckte Einstellungen

Das ständige Gefummel an den Einstellungen meines Smartphones nach jedem verdammten Update raubt mir den letzten Nerv. Mal ist es die Toyota-App, mal Android Auto, mal Google Maps, mal ein Android-System-Update – immer fehlt irgendeine Berechtigung oder Option, die ich erst mühselig aktivieren muss. Wieso versteht niemand, dass ich ein Auto gekauft habe, um zu fahren, und keine Softwareentwicklungsumgebung, die ich bei jedem Start neu konfigurieren muss?

Wertlose Apps und unnötige Hürden

Ein weiteres Highlight: Die Funktion, Adressen direkt vom Handy an das Navigationssystem zu übertragen, ist seit Monaten unbrauchbar. Warum? Ein Update wurde auf Herbst (2024, laut TOYOTA Hotline in Deutschland) verschoben. Was bleibt, ist eine App, die nichts anderes macht, als Speicherplatz zu verschwenden, meine CPU zu belasten und meinen Akku schneller zu entleeren.

Keine Sonnenbrille? Kein Problem – zumindest in Japan, land der aufgehende Sonne!

Und dann die Sache mit der Sonnenbrille: Offenbar hat man in Japan noch nie von diesem nützlichen Accessoire gehört. Warum sonst würde ein „modernes“ Auto, Baujahr 2022, keinen Sonnenbrillenhalter haben? Die Ironie: Ich habe mir bewusst ein Fahrzeug ohne chinesische Komponenten ausgesucht, nur um dann auf Amazon ein chinesisches Kunstleder-Accessoire zu bestellen, mit dem ich meine Sonnenbrille provisorisch befestigen kann. Das Ergebnis? Um die Brille herauszuholen, muss ich beide Hände verwenden und das Lenkrad loslassen – genau das Gegenteil von sicher. Mein Citroen C4 Baujahr 2004 hatte ein eingebautes, sicheres und praktischen Brillenetui, um mit nur einer Hand die Sonnenbrille einfach, zuverlässig und sicher rein- und rauszugeben. Mein TOYOTA Yaris Hybrid Baujahr 2017 hatte auch keine eingebaute Sonnenbrillenetui!

Fazit: Modern ist nicht immer besser

Beim nächsten Mal kaufe ich mir gleich ein chinesisches BYD. Dann weiß ich von Anfang an, worauf ich mich einlasse, und bilde mir nichts auf vermeintliche Zuverlässigkeit ein.

Ein Appell an Toyota

Liebe Toyota-Entwickler: Holt euch Fachleute, die etwas von Software-Design, Bedienkonzepten und Nutzererfahrung verstehen. Euer Boardcomputer soll den Fahrer unterstützen, nicht ablenken. Wenn euer System das nicht leisten kann, gehört es schlichtweg raus. Entweder ihr verbessert es, oder ihr verzichtet darauf. Ganz einfach.

Und nebenbei bemerkt: Die Liste der Ärgernisse ist lang. Hier einige Beispiele, die meinen Frust auf den Punkt bringen:

  1. Unzuverlässige Spritpreis-Anzeige
    Die auf dem Navigationsdisplay angezeigten Spritpreise sind meistens falsch. Warum diese Funktion überhaupt implementiert wurde, ist mir schleierhaft, wenn die Daten nicht einmal ansatzweise aktuell sind.
  2. Keine Hausnummer-Ergänzung möglich
    Hat man erst einmal den Stadtnamen und die Straße eingegeben und die Vorschläge des Systems bestätigt, gibt es keine Möglichkeit mehr, nachträglich eine Hausnummer hinzuzufügen. Ein einfaches, essentielles Feature – aber offenbar zu kompliziert für die Softwareentwickler.
  3. Pop-ups blockieren wichtige Funktionen
    Wenn ich die Ansicht von Raststätten ein- oder ausklappen möchte, wird das oft von einer unnötigen Pop-up-Meldung blockiert. Beispiele? Etwa ein Hinweis, dass die Radiofrequenz automatisch umgestellt wurde. Natürlich gibt es keine Option, diese Meldung wegzuklicken, und ich muss warten, bis sie von selbst verschwindet.
  4. Kryptische Meldungen während der Fahrt
    Ein besonders absurder Moment: Mein Beifahrer schloss während der Fahrt sein Handy mit installiertem Android Auto per USB-C-Kabel an. Plötzlich erschien eine kryptische Meldung auf dem Display, die bei 130 km/h auf der Autobahn natürlich nicht lesbar war. Der Beifahrer drückte instinktiv „Ja“ oder „Nein“. Das Resultat? Alle meine Einstellungen waren weg: Kontakt-Favoriten, Ziel-Favoriten, gespeicherte Adressen, Telefonnummern und sogar die Historie der bereits gefahrenen Ziele.
  5. Induktions-Ladeplatte: ein Witz
    Die Induktions-Ladeplatte ist viel zu klein, rutschig und während der Fahrt praktisch nicht nutzbar. Zudem hat bisher kein Handy geschafft, sich über diese Ladeplatte aufzuladen. Daher musste ich gezwungenermaßen ein kurzes USB-C-Kabel kaufen (natürlich aus China). Aber das eigentliche Problem: Jedes Mal, wenn ich versuche, mein Handy während der Fahrt zu platzieren, lenkt mich das noch länger von der Straße ab.
  6. DAB-Radio mit ständigen Unterbrechungen
    Die DAB-Radiosendungen werden ständig unterbrochen. Wozu brauche ich einen modernen Radioempfänger, wenn er schlechter funktioniert als ein analoges Radio aus den 90ern?
  7. Software-Krieg im Cockpit
    Die Toyota-Cockpit-Software und die Android Auto App von Google scheinen sich regelrecht zu bekämpfen. Ständig gibt es Konflikte, die das Nutzererlebnis ruinieren. Mein persönliches Highlight: Ich bete mittlerweile jeden Tag, dass es keine Updates für die Toyota-App, Android Auto, das Android-Betriebssystem oder die Cockpit-Software gibt. Denn jedes neue Update bedeutet, dass ich wieder Stunden damit verbringen muss, die Einstellungen am Handy neu zu konfigurieren – ein Prozess, der mir den letzten Nerv raubt und meine Lebenszeit verschwendet.

Ende der 70er bzw. Anfang der 80er, als Margaret Thatcher die Werke von TOYOTA und NISSAN in Japan besuchte, hingen in deren Hallen diese und ähnliche Schilder mit folgendem Slogan:

TOYOTA Slogan 80s

UI-/UX-Extension mit Papier und Klebeband

In meinen früheren Beiträgen habe ich bereits Beispiele präsentiert – wie in „Wenn Software starr statt flexibel ist“ und „Der Mensch als Randnotiz“ –, die eindrucksvoll zeigen, wie der Designmangel von Hardware oder Software vor Ort improvisiert korrigiert wurde. Oft kamen dabei einfache Mittel wie Papier, Klebeband oder Buntstifte zum Einsatz, um unzureichende Funktionen zu kompensieren oder die Nutzung zu erleichtern.

In diesem Fall scheint die Bezeichnung einer Schaltfläche so unklar gewählt zu sein, dass sie die Kunden zunächst zum Nachdenken und schließlich direkt zum Schalter führte, um dort Fragen zu stellen oder Hilfe zu erhalten. Ironischerweise wurden diese Automaten eigentlich eingeführt, um das Personal zu entlasten.

Wie ich bereits auf der Seite User Experience (UX) unter dem Abschnitt „Grundprinzip von UX: Eliminierung der Fragezeichen“ erläutert habe, sollte ein Benutzer niemals rätseln müssen, welche Funktion eine Schaltfläche hat oder wohin ein Klick ihn führt. Weiter unten findet sich eine Liste mit negativen Beispielen unter dem Titel Beispiele für Dinge, die den User zum Nachdenken zwingen.

Broken by Design: Wenn Software starr statt flexibel ist

Wenn es um Software (SOFT + ware) geht, liegt in ihrer Bezeichnung bereits eine grundlegende Erwartung: Sie sollte weich, verformbar, flexibel und anpassbar sein. Eine Software, die diese Eigenschaften vermissen lässt, gleicht eher einem starren Hardware-Produkt: Nicht einfach konfigurierbar und damit oft unbrauchbar, resultiert dies in kostspieligen Neuanschaffungen oder zeitaufwendigen Neuentwicklungen.

Als ich neulich zur Post ging, um eine Sendung abzuholen, fiel mir eine einfache, schnelle und praktische Lösung auf, die die Mitarbeiter der Post-Filiale gefunden hatten. Ich vermute, dass die (sogenannte) „Software“ des Info-Kiosks¹ entweder nicht lokal² konfigurierbar ist oder sich nicht schnell und einfach anpassen lässt. Andernfalls hätten die Mitarbeiter der Post-Filiale nicht zu Papier, Schere und Klebeband greifen müssen.

Höchstwahrscheinlich (meine persönliche Vermutung) wurde bereits in den frühen Phasen des Designs und der Entwicklung übersehen, das System konfigurierbar zu gestalten. Dies hätte es dem Personal vor Ort ermöglicht, Titel oder Text zu bearbeiten und Bilder auszutauschen.

1 Info-Kiosk: Auch bekannt als „digitales Kiosksystem“, „Touchscreen-Infostand“, „Self-Service-Terminal“, „interaktiver Informationsstand“ oder allgemein als Digital Signage bzw. Point-Of-Sale (kurz: POS) bezeichnet

2 Remote (von der Ferne über das Internet) durch dafür vorgesehene Personal zu konfigurieren bzw. aktualisieren

Broken by Design: der Mensch als Randnotiz

Designfehler: Wenn Technik daneben liegt

Kreative Lösung mit Karton, Buntstifte und Klebeband gegen den Designfehler des Herstellers

Betrachten wir folgende Kernfakten:

  1. Ungefähr 10% der Menschen sind Linkshänder, der Rest sind Rechtshänder
  2. Unsere Wahrnehmung ist von oben nach unten ausgerichtet, da sich unsere Augen im oberen Bereich des Kopfes befinden.

Ein prägnantes Beispiel hierfür ist die Platzierung des NFC-Sensors an einer linken Seitlich, einer Position, die weder intuitiv auffindbar noch sichtbar ist. Eine Frage, die man durchaus an den Produktmanager richten könnte:

Verborgene Schätze bleiben oft unentdeckt

Die Mitarbeiter einer Schreibwaren-Filiale griffen zu einer ebenso simplen wie kreativen Lösung, um diesen Designfehler zu beheben: Mit Karton, Schere, Buntstiften und Klebeband. Dieser einfallsreiche Ansatz brachte mich nicht nur zum Schmunzeln, sondern inspirierte mich auch zu diesem Beitrag.

Blickführung, Layout, Ordnung & Orientierung

Wenn klickbare Elemente nicht sofort als solche erkennbar sind oder nicht logisch gruppiert werden, kann dies beim Benutzer zu Verwirrung führen und ihm die Orientierung erschweren.

Chaotisches durcheinander von Anzeige und flache Tasten eines Kühlschranks
Chaotisches durcheinander von Anzeige und flache Tasten eines Kühlschranks

Ein gutes Layout von Steuerpanels und grafischen Benutzeroberflächen ist essenziell für die Benutzerfreundlichkeit aus folgenden Gründen:

  1. Intuitive Bedienung: Ein logisch und klar strukturiertes Layout ermöglicht es dem Benutzer, Funktionen intuitiv zu finden und zu nutzen, ohne lange suchen zu müssen.
  2. Effizienz: Durch eine gezielte Blickführung können Bediener schneller auf Informationen und Funktionen zugreifen, was Zeit spart und Frustration verhindert.
  3. Vermeidung von Fehlern: Ein durchdachtes Layout reduziert das Risiko von Fehlbedienungen, da Steuerelemente und Informationen dort platziert sind, wo der Benutzer sie erwartet.
  4. Angenehme Nutzererfahrung: Ein harmonisches Design und eine gute Blickführung sorgen für eine positive Benutzererfahrung, da der Nutzer sich nicht überfordert oder irritiert fühlt.

In Kombination ermöglichen diese Punkte eine flüssige und fehlerfreie Interaktion mit der Benutzeroberfläche und tragen maßgeblich zur Zufriedenheit des Benutzers bei.

Das Beitragsbild, welches das Steuerpanel eines Kühlschranks zeigt, ist ein eindrucksvolles Beispiel für ein chaotisches Durcheinander von Tasten und Anzeigen, das den Betrachter völlig verwirrt und entmutigt. Ein Blick darauf lässt den Nutzer unweigerlich nach der Bedienungsanleitung greifen.

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Das Küchenmesser als Analogie für UI und UX

Ein gut gestaltetes Layout und eine effektive grafische Benutzeroberfläche (GUI) für eine Anwendung können verglichen werden mit einem Küchenmesser inklusiver Griff. Dadurch wird es:

  • intuitiv: Nutzer wissen sofort, wie es zu verwenden ist (Worauf soll ich klicken?…).
  • sicher: Es minimiert Verletzungsrisiken (Falsche/Verkehrte Dateneingabe, doppelte Einträge, unabsichtliches Löschen von Daten,…).
  • handlich: Es liegt gut in der Hand (Es macht Spaß damit zu arbeiten…).
  • effizient: Man kann präzise und schnell schneiden (Was muss ich als Nächstes anklicken?…).
  • stabil: Es rutscht nicht aus der Hand (Ohje! Muss ich alles nochmal eingeben? Warum funktioniert es diesmal nicht?…).
  • klar: Es bedarf keiner langen Erklärung (die Dokumentation nicht wirklich notwendig, oder wenn es wegen ISO Standards udg. es sein muss, kann auf ein Screenshot und/oder die Erwähnung plus kurzer Tooltip-Text reduziert werden).

Selbst die fortschrittlichste Anwendung verliert an Wert, wenn sie nicht einfach und intuitiv zu bedienen ist, da sie dann selten und ungern genutzt wird.

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Pläne & Planung

Als Student, während Sommerferien, arbeitete ich manchmal als Elektriker auf Baustellen, und erledigte die Aufgaben die man mir auftrug:
mit Schlagbohrer Löcher für Steckdosen und Schalter in die Mauer bohren, Büchsen für Schalter- und Steckdosen mit Elektriker-Gips in diese Löcher befestigen, Kabel verlegen/ziehen,… und zum Schluß die Steckdosen, Schalter und Verteilerkasten mit Drähte/Kabel verbinden, und am Ende das Ganze Testen.

Auf jede Baustelle gab man mir (als Elektriker) einen Plan in die Hand.

In diese konnte ich auf einem Blick sehen und lesen:

  • wo,
  • wie viele und
  • wie hoch die Steckdose eingebaut werden müssten
  • wo der Kabel-TV-Anschluss war
  • wo der Telefon-Anschluss
  • welche Steckdosen und Lampen hingen an welche Sicherung (Fehlerstromschutzschalter)
  • wie groß/stark sollte die Sicherung dimensioniert sein
  • wie stark (Querschnitt) die Drähte und Kabel

und so weiter.

Die Installateure, die Maurer, die Dachdecker… kurz: alle anderen sind auch ständig mit ihre Pläne herumgelaufen, schauten immer wieder gemeinsam darein, diskutierten miteinander darüber, und machten nach Plan weiter.

Obwohl trivial, doch ich möchte und muss hier erwähnen, dass Kabel, Steckdosen, Schalter, Sicherungen und Verteilerkasten materielle, also sichtbare und greifbare Dinge sind.

Als Softwareentwickler, werde ich meinen Wunsch, einen UML-Diagramm zu erhalten, mit ins Grab nehmen!