Industrie, Automatisierung & Malware: aktuelles Beispiel

Sicherheit in der Industrie: Warum viele noch immer blind über die Minenfelder spazieren

Trotz zahlreicher Berichte über IT-Einbrüche, die Entwendung sensibler Kunden- und Geschäftsdaten sowie die Verschlüsselung ganzer Festplatten durch Erpressungstrojaner (Ransomware), die erst nach Zahlung horrender Summen in Kryptowährungen wie Bitcoin entschlüsselt werden, bleibt eines konstant: Es gibt erschreckend viele Entwickler und Techniker, insbesondere in der Industrie und Automatisierung, die Sicherheitsaspekte entweder vollständig ignorieren oder ihnen bestenfalls stiefmütterlich begegnen.

Ein persönliches Beispiel illustriert diese alarmierende Realität:

Am 21. November 2024 bemerkte ich bei einer heruntergeladenen Software, dass die angegebene Prüfsumme – auch Hash genannt – nicht mit der meines Downloads übereinstimmte. Eine solche Diskrepanz deutet darauf hin, dass die Datei entweder manipuliert, mit Schadsoftware infiziert oder während des Downloads beschädigt wurde. In diesem Fall handelte es sich um eine ausführbare Installationsdatei (*.exe), die somit potenziell gefährlich für mein System war.

Für diejenigen, die mit Prüfsummen oder Hashes nicht vertraut sind: Diese dienen als eine Art „digitaler Fingerabdruck“ einer Datei. Selbst wenn nur ein einziges Bit innerhalb der Datei verändert wird, ändert sich auch die Prüfsumme. Seriöse Softwareanbieter stellen auf ihren Webseiten sowohl die Dateien als auch deren zugehörige Prüfsummen bereit, damit Nutzer die Integrität der Datei nach dem Download mit einem Tool überprüfen können. Stimmen die Werte überein, gilt die Datei als unverändert und sicher. Weichen die Werte jedoch ab, sollte die Datei keinesfalls ausgeführt, sondern sofort gelöscht oder zumindest mit einem Virenscanner geprüft werden.

Nach Feststellung des Fehlers wandte ich mich an das Forum der Open-Source-Software „Open PLC“, um die Community auf die falsche Prüfsumme hinzuweisen. Der zuständige Entwickler reagierte prompt und erklärte, er habe vermutlich vergessen, die Prüfsumme nach dem Upload zu aktualisieren. Er versprach, dies nachzuholen und die Webseite entsprechend zu korrigieren.

Doch heute, am 26. Dezember 2024 – über einen Monat später –, ist die Situation unverändert.
Die falsche Prüfsumme ist weiterhin online. Ein erneuter Download des Windows-Installers und die Berechnung der SHA1-Prüfsumme (einem mittlerweile veralteten und als unsicher geltenden Verfahren) ergaben den Wert: „5da05b890b2a6e3114b017ecfcd69a7a27744d32“.

Das wirft mehrere brisante Fragen auf:

  1. Wie oft wurde der fehlerhafte Installer seit dem 21. November heruntergeladen?
  2. In welchen Projekten oder Produktionssystemen wurde er möglicherweise eingesetzt?
  3. Handelt es sich tatsächlich nur um ein Versehen, oder gibt es Anzeichen für eine Manipulation durch Schadsoftware?

Fazit: „TO A MORE OPEN INSECURE FUTURE“


Die fehlende Sorgfalt im Umgang mit Sicherheitsaspekten zeigt, dass diese Software keinesfalls für professionelle Einsatzgebiete geeignet ist. Solange Entwickler Software ohne Sicherheitsüberprüfung verbreiten und Anwender sie ohne Rücksicht auf potenzielle Risiken einsetzen, bleibt die wachsende Zahl von Sicherheitsvorfällen – von ruinierten Unternehmen bis hin zu gestohlenen Kundendaten – eine unaufhaltsame Konsequenz (Stuxnet 2010, Wannacry 2017, NotPetya 2017, SolarWinds Hack 2020, uvm.).

Wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neues Jahr