Untertitel 1: Über die Bedeutung, sich direkt in Produktionsstätten aufzuhalten, die Arbeitenden zu konsultieren und keine voreiligen Investitionen in „Optimierungen“ zu tätigen.
Untertitel 2: Warum allein die Analyse von Excel-Tabellen nicht genügt.
In jüngerer Zeit traf ich einen alten Bekannten, den ich während meines Studiums bei einem renommierten Bahnbauanlagen-Hersteller kennengelernt hatte. Er war damals mein Mentor und erzählte mir von Zeiten des Wandels in diesem Unternehmen.
Nachdem der Firmengründer in den Ruhestand trat, waren seine Nachfolger überzeugt, Modernisierungen seien nötig. Sie beauftragten teure Beratungsunternehmen, die nach langer Analyse die bisherige Produktion zweigeteilt haben. Früher wurden Lokomotiven in einer einzigen Halle hergestellt, wobei jeder Schritt reibungslos ineinandergreifend erfolgte. Doch die Consultants teilten diesen Prozess auf zwei Hallen auf, sodass nun halbfertige Lokomotiven durch das belebte Stadtzentrum transportiert werden mussten – eine logistische und finanzielle Herausforderung.
Wertvolle, erfahrene Mitarbeiter, die Bedenken äußerten, wurden entlassen. Die verbleibenden Mitarbeiter wurden zu penibler Ordnung ihrer Werkzeuge angehalten, ähnlich wie in Autowerken. Doch keine zwei Projekte waren je gleich; die starre Ordnung behinderte oft mehr, als sie half.
Nach Jahren der „Optimierung“, erheblichen Kosten und verlangsamter Produktion kehrten die Inhaber schließlich zum bewährten System zurück.
Interessant: Nach Abschluss der Umstrukturierung blieben Risse und Asphaltschäden in der Halle unangetastet – sie wurden schlicht übersehen. Ein Tag praktischer Arbeit in der Halle hätte den Beratern vermutlich mehr gezeigt als monatelange Analysen.
Die Mitarbeiterproteste: „Wir sind kein Automobilhersteller! Wir haben keine Fließbänder!“ wurden ignoriert. Daten und Diagramme auf Bildschirmen sind nützlich, doch sie ersetzen nicht die reale Erfahrung und das Fachwissen derer, die tagtäglich in der Produktion stehen.
Nachdem das teure Unterfangen von „Modernisierung“ und „Optimierung“ durch externe Berater beendet wurde und vieles wieder zum Alten zurückgekehrt war, waren die Mitarbeiter jedoch verändert. Durch den Wegfall von Gewinnbeteiligungen und anderen Bonuszahlungen waren sie nun unzufrieden.