Warum macht ihr das? Wo bleibt der Sinn eures Handelns? Teil 3: Buchdruck & Weiß auf Schwarz???

Farbdrucker, weiße Tinte und blaue Wunder – Eine Geschichte aus der guten alten PC-Welt

Ende der 90er-Jahre, in einer Ära vor Smartphones und Social Media, war das Linzer Nachtleben eine einfache, aber ehrliche Sache: Ein kühles Bier, laute Musik und eine gute Story, die die Runde machte. In dieser Zeit lernte ich im legendären Rock-Lokal Ostbahn Max kennen.

Max war ein wandelndes Klischee – aber auf die bestmögliche Weise. Lange schwarze Haare, komplett in Schwarz gekleidet und mit einem Humor, der tiefgründiger war als jedes Doom-Metal-Lied. Neben seiner Karriere als inoffizieller Botschafter der Schwermetall-Gemeinschaft hatte er einen festen Job bei Vobis im Uno Shopping. Dort war er quasi der PC-Guru: Zusammenbauen, Reparieren und Hotline-Kollegen beruhigen, die kurz davor waren, ihren Telefonhörer gegen die Wand zu werfen.

Jedes Mal, wenn wir uns im Ostbahn trafen, hatte Max eine neue, absurde Geschichte aus seiner Hotline-Zeit parat. Aber eine davon überstrahlt alle anderen – im wahrsten Sinne des Wortes.

Die alte Dame und der Drucker, der kein Weiß mochte

Eines Tages erhielt die Vobis-Hotline einen Anruf von einer älteren Dame. Ihr Problem klang zunächst simpel: Ihr neuer Farbdrucker druckte partout nicht in Weiß. Ja, weiß. Max versuchte höflich zu erklären, dass Drucker keine weiße Tinte nutzen, weil Papier in der Regel – Überraschung – weiß ist. Aber die Dame ließ nicht locker.

Und so begann eine epische Hotline-Sitzung. Stundenlang wurde versucht, den Drucker zum „Weißen“ zu bringen. Es wurden Treiber neu installiert, Windows 98 neu gestartet (und wer Windows 98 kennt, weiß, dass das eine spirituelle Prüfung sein konnte), und selbst die berühmte „Plug-and-Play“-Magie blieb aus. Die Hotline-Mitarbeiter kapitulierten schließlich und baten die Dame, den Drucker direkt ins Geschäft zu bringen.

Der große Showdown in Pasching

Am nächsten Tag betrat die Dame das Vobis-Geschäft in Pasching mit ihrem Drucker in der Hand und wurde direkt zu Max und seinem Team geschickt. Max, professionell wie immer, packte den Drucker aus, schloss ihn an und wollte gerade Papier suchen, als die Dame ihn mit den Worten stoppte:

„Moment bitte! Ich habe Papier mitgebracht.“

Was für eine vorbildliche Kundin, dachte Max – bis er genauer hinsah. Sie hielt einen perfekt sortierten Stapel blauer A4-Blätter in den Händen.

Blaue Blätter. Kein Weiß weit und breit.

Plötzlich ergab alles Sinn. Der Drucker konnte nicht in Weiß drucken, weil er auf Blau schlicht keine weiße Tinte „zaubern“ konnte. Max musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Stattdessen erklärte er der Dame geduldig, dass Drucker für diese Art von „Magie“ leider nicht gebaut seien.

Und was lernen wir daraus?

Manchmal, wenn ich an diese Geschichte denke, frage ich mich: Wie oft versuchen wir, in unserem Alltag etwas „Weißes“ auf „Blaue Blätter“ zu drucken? Wie oft übersehen wir, dass der eigentliche Fehler nicht in der Technik liegt, sondern darin, wie wir die Welt wahrnehmen?

Rückblickend hat diese Anekdote für mich etwas Nostalgisches und auch Lehrreiches. Sie erinnert mich daran, dass Technik oft missverstanden wird – und dass ein bisschen Humor dabei hilft, den Frust zu überwinden.

Übrigens: Kürzlich, als ich auf der Suche nach einigen Screenshots war, fand ich Fotos, die ich 2020 von einem Buch gemacht hatte, das ich bei Amazon gekauft hatte. Und da fiel mir die Geschichte mit der alten Dame wieder ein. Warum? Weil in diesem Buch mehrere Seiten komplett schwarz gedruckt waren – mit weißem Text. Es war, als hätte jemand die alte Dame in die heutige Zeit gebeamt. Und ich musste laut lachen, weil ich plötzlich dachte: Vielleicht hatte sie einfach nur den falschen Drucker für ihre blauen Blätter.


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